Z73.0, Erschöpfungssyndrom (Burn- Out-Syndrom)
Der Begriff Burn-Out wurde von dem Psychiater und Psychoanalytiker Dr. Freudenberger aufgrund eigener Erfahrungen 1974 geprägt, und gilt momentan als häufigste Variante einer beruflich bedingten Erschöpfung, die nicht als ICD-10 Diagnose und damit auch nicht als psychische Erkrankung anerkannt ist. Das Burn-Out-Syndrom wird zu den Faktoren gezählt, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen und wird unter „Z73 Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ angeführt.
Leider nimmt heutzutage Burn-Out unter den Arbeitskräften immer mehr zu. Dies ist laut US-Sozialpsychologin Prof. Christina Maslach – die bahnbrechendste Forscherin auf diesem Gebiet- nicht darauf zurückzuführen, dass mit uns Menschen etwas nicht stimmt, sondern auf die Veränderungen in der Arbeit rund um den Arbeitsplatz. Die täglichen Anforderungen des Berufes und der Familie führen zu einer emotionalen, physischen und geistigen Erschöpfung des Menschen. Es fehlt an Energie und Enthusiasmus. Begeisterung und Einsatzbereitschaft sind kaum mehr vorhanden. Prof. Maslach hat 3 Dimensionen beschrieben, die beim Burn-Out-Syndrom gegeben sein müssen:
- Eine überwältigende Erschöpfung durch fehlende emotionale und physische Ressourcen
- Gefühle des Zynismus und der Depersonalisation (Distanziertheit)
- Ineffizienz (reduziertes persönliches Engagement, reduzierte Leistungsfähigkeit, reduzierte persönliche Leistungszufriedenheit)
Neben „Burn-Out-förderlichen“ chronischen Arbeitsbedingungen wie hohe Arbeitsmenge, mangelnde Selbstbestimmung, unzureichende Be-/Entlohnung, schlechte Teamarbeit oder drohender Arbeitsplatzverlust können auch bestimmte Persönlichkeitseigenschaften –anfangs karriereförderliche- bei der Entstehung eines Erschöpfungssyndrom mitverantwortlich sein (z.B. hoher Leistungsanspruch an sich selbst, Überidentifizierung mit der Arbeit , unrealistische berufsbezogene Erwartungen, ungünstiger individueller Stressumgang).
Als Angehöriger eines nahestehenden Menschen ist ein Burn-Out-Syndrom oft daran zu erkennen, dass die Betroffenen sich in der Persönlichkeit verändert, sie reagieren z.B. aggressiv und zynisch auf ihre Umwelt, viele ziehen sich emotional zurück, die sozialen Kontakte werden immer spärlicher; zusätzlich klagen sie oft über psychosomatische Beschwerden und/oder neigen dazu, zu viel Kaffee, Alkohol oder Schlafmittel zu konsumieren.
Ignoriert der Betroffene selbst die „gefährlichen Vorboten des Burn-Outs“ (sprich gedankliche/kognitive, vegetative/körperliche, muskuläre und emotionale Überforderungsreaktionen) erreicht er plötzlich den Punkt, an dem er nicht mehr weiter kann und die Frage nach dem Sinn seines Lebens kreist ständig in seinem Kopf!
Menschen mit einem Gefühl einer völligen Erschöpfung, einer ständigen Gereiztheit sowie dem Gefühl des innerlichen Ausgebranntseins und der inneren Leere sollten unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen!
In der psychologischen Therapie werden externe und interne Stressfaktoren sowie Stressreaktionen identifiziert und an einer Stressreduzierung sowie einem adäquaten Stressumgang gearbeitet; Zeitmanagement, Aufbau von positiven Verhaltensweisen, Erhöhung der Belastbarkeit, Kognitive Elemente und Bewältigungsstrategien und/oder unterschiedlichste Entspannungsmethoden sind u.a. Schwerpunkte einer psychologischen Therapie. Im Rahmen von Burn-Out-Behandlungen sind organisationsbezogene bzw. berufliche Maßnahmen in manchen Fällen wichtig und meist unumgänglich, um das Krankheitsbild zu überwinden; um entsprechende Maßnahmen umzusetzen, kann das Einbeziehen der Arbeitsgeber hilfreich sein. Eine zusätzliche Behandlung von Psychopharmaka ist unter bestimmten Bedingungen ebenso zu überlegen; hier ist das Hinzuziehen eines Facharztes unbedingt vonnöten. Bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung erfolgt eine stationäre Einweisung in eine (Fach-) Klinik.