F32-F33, Depressive Episode & rezidivierende depressive Störung nach dem Kapitel V (F) der ICD-10
Bei betreffenden Personen mit einer depressiven Störung zeigen sich Veränderungen der Stimmung, der Affektivität &/oder des Antriebs. Am Anfang klagen die Betroffenen möglicherweise vorrangig über eine oder mehrere körperliche Beschwerden, wie Müdigkeit, Schmerzen o.a. oft mit begleitender Angst. Erst bei weiterem Befragen wird dann häufig die depressive Kernsymptomatik deutlich mit: *gedrückter oder trauriger Stimmung,* in einigen Fällen auch vermehrter Reizbarkeit, *Interessenverlust oder Freudlosigkeit, *verminderter Antrieb oder gesteigerter Ermüdbarkeit. Zusätzlich können **Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls, ** Selbstvorwürfe oder unangemessene Schuldgefühle, ** vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen, **psychomotorische Hemmung oder Unruhe, **Schlafstörungen, ** Appetitstörungen (inkl. Gewichtsveränderung) & **Suizidgedanken oder -handlungen auftreten. Von einem „somatischen Syndrom“ spricht man, wenn Symptome wie Früherwachen, Morgentief, Libidoverlust, psychomotorischer Hemmung oder Agitiertheit, Appetit- & Gewichtsverlust bei Interessenlosigkeit & mangelnder emotionaler Reaktionsfähigkeit hinzukommen.
Die Diagnose einer depressiven Störung setzt das Vorhandensein der Beschwerden über einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen voraus. Die Differenzierung zwischen einer leichten, mittelgradigen bis schweren (ohne oder mit psychotische/n Symptomen) depressiven Episode beruht auf einer komplexen klinischen Beurteilung, die Anzahl, Art & Schwere der vorliegenden Symptome berücksichtigt.
Bei der rezidivierenden depressiven Störung handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden charakterisiert ist & in ihrem gegenwärtigen Ausprägungsgrad (leicht, mittelgradig, schwer oder remittiert) unterschieden wird.
Es gibt auch leichtere affektive Störungen von relativ kontinuierlichem Charakter, die mehr als 2 Jahre bestehen & die als anhaltende affektive Störung im Sinne der Dysthymia (nur Depression) oder Zyklothymia (hypomanische & depressive Schwankungen) betrachtet werden.
Depressive Symptome können auch bei vielen anderen psychischen Störungen auftreten, u.a. bei Schizophrenie, wahnhaften Störungen oder bipolaren affektiven Störungen. Um eine depressive Störung diagnostizieren zu können, ist der Ausschluss einer organisch-bedingten (z.B. Hypothyreose, Nebenwirkung von Medikamenten) oder substanzbedingten depressiven Symptomatik wichtig.
Depression ist eine häufig & behandelbare Erkrankung & hat nichts mit Schwäche oder Faulheit zu tun! Ein erstes psychologisches Aufklärungsgespräch hilft hier oft eine bedeutende emotionale Entlastung zu erreichen. Zur Behandlung in der Akut- & Stabilisierungsphase sowie zur Rückfallprophylaxe helfen psychologische oder psychotherapeutische Therapiemaßnahmen. Bei ausgeprägter längerer depressiver Symptomatik ist eine zusätzliche Therapie mithilfe einer antidepressiven Medikation zu empfehlen; hier ist das Hinzuziehen eines Facharztes zur Beurteilung & medikamentösen Therapieplanung vonnöten. Bei erhöhtem Suizidrisiko erfolgt eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik.
Literatur:
Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10 Kapitel V (F), klinisch-diagnostische Leitlinien/ Weltgesundheits-organisation. Übers. & hrsg. von H. Dilling et.at. Verlag Hans Huber, 4. durchgesehene & ergänzte Auflage 2000.
Psychische Störungen in der Praxis: Leitfaden zur Diagnostik & Therapie in der Primärversorgung nach Kap. V(F) der ICD-10. 4. vollst. überarbeitete Auflage unter Berücksichtigung ICD-10-GM von H. Müßigbrodt et.at..Verlag Hans Huber, Bern, 2010.