Thema: DEPRESSION

Ich bin traurig…bin ich depressiv?!?

Als Psychologin arbeite ich oft mit Menschen, die ihre Stimmung im Rahmen einer Krankheitsverarbeitung oder ihre schlechte Laune und Müdigkeit aber auch ihr Persönlichkeitsmerkmal wie Introvertiertheit / Schüchternheit auf eine DEPRESSION zurückführen…

Eine schwankende Stimmung im Zusammenhang mit Alltagsbelastungen oder einer Überforderung  („vorübergehendes Stimmungstief“), die umgangssprachlich oft mit dem Begriff „depressiv“ versehen wird,  muss von der Depression im psycho-medizinischen Sinn klar unterschieden werden! Jeder von uns hat schon Phasen der Niedergeschlagenheit, Verzagtheit oder inneren Erschöpfung erlebt. Verstimmungen oder Trauer sind ganz normale Reaktionen der Psyche auf gewisse Ereignisse. Sobald aber der Schmerz oder die Belastung nachlässt, hellt sich die Stimmung nach einer gewissen Zeit wieder auf.  Allerdings kann der Übergang von einer normalen Verstimmung zu einer krankhaften depressiven Episode fließend sein!

Die affektive Störung „Depression“ wird von der Weltgesundheitsorganisation als die „psychische Volkserkrankung Nr.1“ beschrieben und ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die einer Behandlung bedarf. Die meisten meiner Patienten/ Klienten klagen über eine massive  Veränderung ihrer Stimmung oder der Affektivität, ihres Eigenantriebs und Interessens sowie Schlafbedürfnisses.  Für die Diagnose „depressive Episode“ ist eine gewisse Anzahl von bestimmten Symptomen über eine bestimmte Dauer erforderlich.

Die Entstehung dieser affektiven Erkrankung ist im Sinne der „anlagebedingten Verletzlichkeit“ als multifaktoriell anzusehen(genetische-neurobiologische-psychologische Faktoren). Der Umstand, dass es nicht immer einen äußeren auslösenden Grund für das Seelentief geben muss, macht es für den  Betroffenen selbst aber auch für Angehörige so schwer, dieses  innere Leiden zu verstehen!

Patienten/Klienten, welche erstmals zu mir kommen, nehmen bereits seit langem Medikamente („Antidepressiva“) ein, um ihre depressiven Beschwerden zu lindern. Medikamente können  bei bestimmten Depressions-Formen unterstützend helfen, setzen jedoch nicht an den Ursachen der Depression an (Ausnahme „endogene D.“). Nur mit einer professionellen Behandlung lernen Betroffene mit ihrer psychischen Erkrankung umzugehen und sie zu überwinden!  Nichtbehandlung führt zu einer Verschlimmerung der depressiven Episode und zum erhöhten Suizidrisiko!

Oft werde ich gefragt, welche Selbsthilfen es bei „leichten seelischen Verstimmungen“ gebe;  nun, meine Standardantwort ist folgende: Sehen sie sich als Mensch und durchleben Sie bewusst und ohne schlechten Gewissen die „ zufriedenen/guten und gedrückten/schlechten Phasen“ des normalen menschlichen Daseins. Erleichtern Sie ihre leichten depressiven Phasen mithilfe von Akzeptanz und Geduld ihrer Verstimmung, setzen Sie kleine Tagesziele, versuchen Sie ihre negativen Gedanken umzuformulieren und lenken Sie ihre Aufmerksamkeit auf neutrale/schöne Dinge des Alltags, sammeln Sie Naturheilkräuter für Wohlfühltees, und machen Sie es so wie ein von mir bevorzugter zitierter Philosoph und Theologe, nämlich der Däne Kierkegaard von Sóren: „Ich laufe mir jeden Tag mein tägliches Wohlbefinden an und entlaufe so jeder Krankheit; ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen , und kenne keinen, der so schwer wäre, dass man ihn nicht beim Gehen loswürde. Ist man so am Gehen, so geht es schon“.